Archiv für den Monat: Juni 2017

Block 3 – Lernen auf die Jägerprüfung

Diese Woche ist es wieder soweit. Von Freitag Abend bis die darauf folgende Woche Sonntag Abend weitere 10 Tage Unterricht für die Jägerprüfung.

Tag 1 Schießkino Freitag 2. Juni Abends

Wir treffe uns im Schießkino und üben in zwei Gruppen. Ich mag Schießkinos. Auch wenn die Aufsicht heute ein paar sehr gemeine Filme dabei hat in welchen die sehr schnellen  Tiere nur in einem kurzen Fenster geschossen werden können.

Tag 2 Schießen, Zerwirken und Schulung zur Kundigen Person Samstag 3. Juni

Das Schießen lief heute Morgen sehr gut. Auf den Rehbock wird jetzt verzichtet. Kipphasen bleiben bei 9.5/10 der laufende Keiler pegelt sich bei 3/5 ein. Hier muss ich noch etwas besser werden. Merke, dass ich beim Mitschwingen ab der Hälfte anfange eher einen Sinuskurvenverlauf zu beschreiben. Keine Ahnung ob mir die Waffe zu schwer wird? Auf jeden Fall heisst das für mich: früher fliegen lassen. Zumindest kann ich bei den nicht sauber getroffenen genau sagen wo sie liegen. Immerhin. Nach einer Stärkung mit Erdbeerkuchen geht es in die schon vom letzten Mal bekannte Wildkammer. Hier begleiten wir einen Metzger beim aus der Decke schlagen und Zerwirken eines Rehbocks. Danach findet die Schulung zur kundigen Person statt, welche in BW eine zwingende Veraussetzung für die Teilnahme an der Jägerprüfung ist. Bei den 32 Grad die draußen anliegen stellt sich mir die Frage, wie das traditionelle Strecke legen und Wildbrethygiene sich miteinander vertragen (gut bei den Drückjagenden ist es meist kälter, da im Herbst), aber trotzdem. Die Schulung ist ein sehr guter Einstieg in die nächsten zwei Schulungstage welche die Überschrift “ Wildkrankheiten“ haben werden.

Tag 3 Wildkrankheiten Pfingstsonntag 4. Juni

Wir sind heute im Revier von Ralph am Dachsberg im Südscharzwald und lernen bei einem langen Reviergang die malerischen Ecken der Gegend kennen. Obwohl heute Wildkrankheiten als Hauptthema im Lernplan steht läuft es wie in jeder der bisherigen Lerneinheiten: alle Themen zur Jagd werden in einer zwanglosen Diskussion und bei der Wiedergabe von Geschichten wiederholt: Schonzeiten, Waffen, Baumarten, Hunde, Wildschaden, Jagdrecht, Jagdzeiten, Haarwild, Federwild. Der Fokus aber mit mehr als 60% auf Wildkrankheiten. Vor allem die praktischen Tipps zum Erkennen von bedenklichen Merkmalen vor dem Schuss und die möglichen Ursachen sind für uns Neulinge natürlich Gold wert. Bei der Mittagspause (wir sitzen, essen und die Fachgespräche gehen weiter) bekommen wir Besuch von einer Berner Sennenhündin mit zwei kleinen Welpen. Die Kleinen werden gerade entwöhnt und tollen um uns herum. Eine menschliche Führungsperson ist nicht zu erkennen, wahrscheinlich stammt sie von einem der umliegenden Bauernhöfe. Der Nachmittag führt uns weiter durch das Revier, wir lernen die Reviereinrichtungen kennen, diskutieren ob diese an den richtigen Stellen stehen, überlegen wie wir Schüsse anbringen würden, was sicherer Kugelfang in der Revierrealität bedeutet und an welchen Stellen wir welche Biotoptypen sehen. Der Tag neigt sich gegen 18 Uhr dem Ende. Es waren heute knapp 10 Stunden in freier Sonne bei 30 Grad. Ein langer Tag.

Tag 4 Wildkrankheiten Pfingstmontag 5. Juni

Während der Rest der Welt noch zu schlafen scheint erklimme  ich von Waldshut aus die Hochlagen des Schwarzwaldes. Ein weiterer Tag im Revier Dachsberg. Nur diesmal ist die Sonne weg, es regnet, die Temperatur liegt bei 9 Grad. Wir nehmen heute den Waldbereich des Reviers unter die Füße, wiederholen die Wildkrankheiten, begutachten Fegeschäden, Wiederholen die Baumarten, sehen Einstände von Rehen und erkennen im niedergdrückten Gras die nächtlichen Ruhelager. Wir diskutieren und streifen durch das Gebiet. Erlebnisse eines Jägerlebens mischen sich mit Tipps für die Prüfung. Das für und wieder der Jagdhunderassen wird disktiert und ein frisch planierter Rückeweg zusammen mit dem Dauerregen sorgt dafür das wir unsere Schlammtauglichkeit prüfen können. Der Tag ist viel zu schnell rum und wir sind uns einig: „Ralph ist ne coole Sau“.

Tag 5 Naturschutz und Rotwildbeobachtung  Dienstag 6. Juni

Heute mal wieder ein Termin auf dem Feldberg. Diesen kennen wir schon vom ersten Block. Wir erfahren das Naturschutzrecht im allgemeinen und die Anwendung am Feldberg im speziellen. Am Nachmittag  unternehmen wir eine Wanderung im Gebiet (es geht zunächst steil bergab und danach steil bergan). Das Wetter hat Feldbergtemperatur bei 6 Grad und leichtem Regen, macht aber nichts, da es mir zumindest ziemlich warm wird. Wir sehen Gemsen auf 400 Meter und bestimmen Bäume und Kräuter.

Am Abend treffen wir uns im Rotwildrevier und wandern zu einer Beobachtungshütte. Wir sehen auf knapp 300 Meter Rotwild. Das Highlight ist ein Rehbock, welche durch günstigen Wind und unser ruhiges Verhalten in knapp 20 Metern die Hütte passiert. Ein wunderschönes Erlebnis am späten Abend in den letzten Sonnenstrahlen. Glücklich und vollkommen fertig vom Sauerstoffflash fahre ich die Stunde zurück in die Unterkunft. Perfekter Tag.

Tag 6 JWMG und Ansitz Mittwoch 7. Juni

Heute sind wir den ganzen Tag in Gersbach an der Hütte und lauschen Herrn Rieger, seines Zeichens Forstamtschef a.D. zum Thema Jagd- und Wildtiermanagementgesetz. Nachdem die Hütte gut eingeheizt ist tauchen wir ein in einen unglaublichen Erfahrugsschatz, die forstliche Sicht auf Jagd und das JWMG, welches BW von den restlichen Bundesländern unterscheidet. Ich bin froh, dass ich in einem Bundesland, in welchem die Jagd modern legislativ verankert ist meine Prüfung machen darf. Das JWMG macht für mich Sinn und ermöglicht es dem Land schnell auf sich ändernde Gegebenheiten zu reagieren. Aus dem BJG wurden nur die Strafen und der Naturschutzteil übernommen (muss ich noch mal abklären).

Am späten Nachmittag kommt Gerhard mit frischen Rehwürstchen vorbei und wirft den Grill an während wir noch eine Stunde Herrn Rieger lauschen. Nach dem Grillen gibt es praktische Arbeit zu verrichten. Rehbocktrophäen vorbereiten. Dazu entfernen wir von den frisch aufgetauten Häuptern zunächst die Decke und dann den Rest, bis nur noch der blanke Knochen vor uns liegt. Eine Arbeit die ein sehr scharfes Messer benötigt (ich werde meine alle nachschleifen müssen).

Gegen 19h geht es auf den Ansitz. Beim Anstellen an meiner Kanzel bekomme ich eine Säge und die Order das Sichtfeld freizuschneiden. Es erfolgt eine Druchforstung der jungen Buchentriebe am Wegrand. So kann ich dann von der Kanzel auch den Fuchs sehen, der ohne die Abholzung von mir unentdeckt seiner Wege geschnürt wäre. Ich höre entfernte Schüsse, aber diesmal hat niemand von unseren Trainern geschossen. Waidmannsheil dem Reviernachbarn.

Gegen 23h geht es nach Hause und ich bekomme noch eine Rehgeiss in Anblick. Auf der Strasse, nach einer Kurve. Zum Glück bin ich so langsam, dass ich die Begegnung durch eine Vollbremsung vermeiden kann. Es hat also Rehe.

Tag 7 JWMG und Schießen Donnerstag 8. Juni

Ein weiterer Tag mit Herrn Rieger und dieser stiftet heute Morgen Kaffee und Butterbrezen. Perfekt. Die Hütte wird wieder ordentlich eingeheizt und sehr schnell ist die Zeit vorbeit. Heute ist Abends noch Schießen. Wir kommen schneller durch als erwartet und nutzen die Zeit bis zum Beginn des Schiessens für einen Ausflug ans Schießkino zum Waffen befummeln. Es sind ein paar sehr gute Angebote bei den gebrauchten Waffen dabei. Der einzige 98er ist in 30-06. Wäre es 8x57IS gewesen hätte ich zugeschlagen (abholen dürfte ich die Waffe dann erst mit gelöstem Jagdschein).

Das Schiessen an sich läuft gut. Kipphase ist wie immer, der Keiler wird eher schlechter als besser. Muss mich da ein wenig anstrengen. Die Tipps von Volkert sind Gold wert. Die freie Zeit nutze ich zum Training der Waffenhandhabung. So ein Drilling ist echt eine technische Meisterleistung. Gegen 21h geht es in die Unterkunft.

Tag 8 Hochsitzbau und Ansitz Freitag 9. Juni

Heute Treffen wir uns Morgens in Bernau und bauen beim dortigen Förster einen Scherensitz, einen Drückjagdsitz und stellen diese im Revier auf. Man merkt, dass Thomas Erfahrung im Umgang mit Bau von Einrichtungen im Wald hat. Er handiert in einer traumwandlerischen Sicherheit mit Hammer und dem Fichtenmopped. Zur Mittagszeit steht ein knapp 5 Meter hoher Scherensitz. Wolfgang der Revierförster, der in seinem 950ha Revier im Jahr knapp 80-90 Rehe schießt und ebenso viele Scheren, Böcke und Kanzeln aufgestellt hat, läd uns zu Steaks und Würstchen ein. Nachmittags nehme ich meine Statistenrolle beim Bauen wieder ein. Gegen 18 Uhr treffen wir uns mit den Jagdgästen von Wolfgang zu einer Ansitzjagd. Wir werden auf die vielzähligen Ansitzeinrichtigen verteilt. Gerhard und ich teilen uns einen Platz auf einer knapp 8 Meter hohen Kanzel. Leider ohne Anblick. Die zwei Schüsse die wir hören erlegten einen Rehbock. Gegen 23h mache ich mich auf den Heimweg um dann um 24h wie tot ins Bett zu fallen.

Tag 9 Schießen, Waffenkunde und Ansitz Samstag 10. Juni

Ohne Frühstück, dafür mit der Aussicht auf ein leckeres Schnitzel am Schießstand, mache ich mich auf den Weg. Kipphase alles OK, laufender Keiler wird schlimmer als besser. Ich erkenne jetzt alle Fehler, dennoch sehe ich mit Sorge in die Zukunft. Nur noch zwei Termine zum Schießen. Wird eng.

Gestern Nacht noch hatte ich mich zur Prüfung angemeldet und die 320 EUR Prüfungsgebühr überwiesen. Jetzt ist es also fix. Angemeldet mit knapp 180 Stunden praktischer Ausbildung und knapp 35 Stunden Schiessausbildung mit ca. 350 Schrotschüssen und ca.  600 Büchsenschüssen (Schießkino eingerechnet).

Heute gebe ich mir das volle Programm Waffenhandhabung. Nach dem Schießen geht es auf dem Schießplatzgelände weiter mit ein wenig Botanik und dann volles Programm Waffenkunde mit Schwerpunkt Optik. Die Handhabung wird noch einmal kurz wiederholt und wir bereiten uns um 18h auf den Ansitz vor.

Ich bin auf einer malerischen Salzlecke am Fuss eines kleinen Hügels angestellt. Die Sonne scheint von hinten auf die Salzlecke, der Wind steht perfekt. Leider nicht für die Rehe. Mein einziger Anblick sind hunderte von Mäusen die in der Dämmerung anfangen ihrer Baue zu sanieren. Überall raschelt und quiekt es. Um 22 Uhr baume ich ab und begebe mich zum Waldweg. Dort kann ich eine Waldohreule beim Jagen über mir im Licht meiner Taschenlampe beobachten. Sehr schöner Ausklang eines anstrengenden Tages. Die Unterkunft erreiche ich gegen 24h.

Tag 10 Waffenkunde und Waffenrecht Sonntag 11. Juni

AUSSCHLAFEN! Heute geht es erst um 12h los. Perfekt um bis 8h zu schlafen und dann die Klamotten zusammenzusuchen und aus dem Zimmer auszuchecken. Noch kurze Grüsse an die Vermieter hinterlassen und dann in Schopfheim Frühstück in einem Kaffee. Die Sonne lacht, es hat gegen 11h bereits 30 Grad und die niedrigen Temperaturen in den Hochlagen der Hütte sind mehr als willkommen.  Der heutige Tag beginnt auf unseren Wunsch noch einmal mit Waffenhandhabung und müdet in Waffenrecht und praktischer Waffenpflege. Mit Pufferpatrone wird das aufbaumen auf eine Kanzel mit Gewehr geübt. Gar nicht so einfach mit der Waffe auf dem Rücken. Vor allem mit dem Gewehr ohne Lärm in der Kanzel zu hantieren. Ich verlasse die Gruppe gegen 18 Uhr und mache mich auf den Heimweg.

Es waren 9 unglaublich intensive Tage und beim Schreiben ist mir mal wieder aufgefallen was wir alles in der Ausbildung machen. So viele unterschiedliche Dinge, aber meist draussen im Revier, in der Praxis mit Praktikern. Ich bin froh, dass ich mich für dieses Kursformat entschieden habe, auch wenn es schlaucht.