Die Jägerprüfung – Teil 2

Prolog

Ich hatte die letzten zwei Tage Urlaub um in aller Ruhe auf die Prüfung vorbereiten zu können. Mir ist dabei mal wieder aufgefallen wie umfangreich der Stoff ist wie viele Frage gestellt werden können.

Ich trainere mit den Heintgeskarten die Ansprache von Haarwild und schaue mir im Haarwild-Lernheft die sehr guten Übersichtstabellen zu Zahnwechseln und Verfärbungszeitpunkten an. Federwild schaue ich nur einmal kurz durch, da hoffe ich auf meine ornithologischen Kenntnisse.

Waffensachkunde und Waffenrecht ist auch nur einmal kurz scannen, passt aus meiner Sicht (eine Fehleinschätzung wie sich zeigen soll), Jagdpraxis arbeite ich durch, ebenso wie Wald- und Landbau. Der letzte Tag konzentriert sich auf Wildkrankheiten und Harrwild. Beim Abendessen lese ich mir das JWMG und die Durchführungsverordnung in Ruhe durch (eine sehr gute Idee).

Freitag 14. Juli 2017 8 Uhr

Es ist soweit, heute soll sich zeigen, ob wir zu Mittag das begehrte Dokument ausgehändigt bekommen. Die Prüfer geben den knapp 15 anwesenden Prüflingen eine Einweisung wie der Tag abläuft und wo welche Stationen zu finden sind. Ich habe Glück, wir sind in einer Dreiergruppe aus „meinem“ Kurs, somit kenne ich meine Mitstreiter. Die Fächer 1 und 5 werden eh einzeln geprüft. Die einzelnen Gruppen starten versetzt um möglichst viel zu parallelisieren.

Wir begannen mit Fach 2: Waffensachkunde

Ich bekomme die ersten Fragen gestellt.

„Welche Arten von Feuerwaffen gibt es?“ OK, auf die Schreckschuss und Signalwaffen bin ich jetzt nicht gekommen, aber gut.

„Was ist die GEE. Bei wieviel Metere leigt diese und wenn ein Fuchs in 20m am Hochsitz beschossen wird, wie müssen Sie dann anhalten?“

Nur um zwei exemplarische Beispiele zu geben. Die Prüfer sind sehr förmlich, es wird wenig geholfen und ich habe nicht den Eindruck des allgmein „wir sind dran interessiert Sie zu unterstützen und durch die Prüfung zu kommen“, mag aber sein, dass mein Eindruck durch die gefilterte Wahrnehmung einer Prüfungssituation getrübt ist. Auf jeden Fall kommen dann Fragen, in welchen ich es verfluche, dass ich mir den Heintges nicht noch einmal genauer angesehen habe: „Was bedeutet der rote Ring um das Zündhütchen dieser Patrone?“ – Mist, da bin ich blank.

Nach 15 Minuten bin ich fertig – vor allem mit den Nerven. Wenn das den ganzen Vormittag in diesem Stil weitergeht, dann gute Nacht. Es folgt der Nächste. Nach 45 Minuten sind wir 3 fertig und begeben uns zur

Station 3: Jagdpraxis

Vor uns steht ein langer Tisch mit jeder Menge Utensilien vom Hundeortungsgerät über Fährtenschuhe und Blanken Waffen bis hin zu Blattern und Leitern von Hochsitzen. Diesmal beantworten wir die Fragen gemischt, d.h. jeder ist dran, darf sich etwas raussuchen. Oder wird dann direkt von den Prüfern gefragt falls dieser den Eindruck hat jemand wüsste zu dem aktuellen Thema nichts. Wir sollen jeder aus einer Heintgeskartensammlung für Jagdhunde einen ziehen (wo zur Hölle gibt es diese Karten, sowas habe ich gesucht). Ich identifzieren meinen Griffon gleich mal als Deutsch-Stichelhaar. Zum Glück passt alles Gesagte in Bezug auf Einsatz. Vorstehhund bleibt Vorstehhund. Die einzelnen Prüfungen werden gefragt und danach geht es für jeden von uns zusammen mit einem Prüfer auf Pirsch und zu einem Hochsitz. „Wie pirscht man zu zweit?“-„Wie sind die Waffen zu führen?“ – Was ist vor dem Aufbaumen auf den Hochsitz zu beachten?“ – „Ist der Hochsitz Ihrer Meinung nach sicher?“ – „Anschlag auf Keilerattrappe?“ – Gut da ist die Autobahn dahinter. Sollte man nicht.

Auf den umgebenden Hügeln sind Attrappen von Fuchs, Keiler, Reh und Gams. „Würden Sie schiessen?“. Das ist echt mal praxisnah und mir kommen die Beurteilungen von Ralf im Revier Dachsberg wieder in den Sinn. Ich entscheide mich für nicht schießen bei einem Fuchs mit Kies im Hintergrund. Der Prüfer ist scheinbar etwas andere Ansicht. Auf mein „jeder ist für seinen eigenen Schuss verantwortlich und ich finde es zu unsicher“ ernte ich ein breites Grinsen.

Gemeinsam gehen wir die Fallen durch und beprechen wie gefangene Tiere am besten abzufangen seien.  Nach knapp 45 Minuten sind wir durch und begeben uns zu

Station 4: Jagdrecht

Hier bin ich echt froh noch mal da JWMG und dessen Durchführungsverordnung in aller Ruhe konplette am Vorabend gelesen zu haben. Wir werden der Reihe nach mit jeweils einer Frage geprüft und dann beginnt die Runde von vorne. Die zwei Tage bei Herrn Rieger zahlen sich jetzt aus. Wir wissen auf alles mehr oder weniger gute Antworten. Die Prüfer loben unsere gute Vorbereitung und so können wir weiter zur

Station 5: Wildbrethygiene und Wildkrankheiten

Eine Einzelprüfung. Es hängen die inneren Organe eines Wildschweins in einer Ecke und andere liegen in einer Wanne. Es geht los mit dem Beschreiben der Ansprache vor dem Schuss, dem Aufbrechen, dem Transport, der Beschreibung einer Wildkammer, dann Wechsel zu den Organen. Handschuhe an und beschreiben: Lecker, Drossel, Schlund, Lungenflügel, Herz, Leber, Zwerchfell. Ein wenig nach der Gallenblase suchen (uups, die ist aber gross). Beurteilung: Alles OK.

Dann zur Wanne. Sofort fällt die veränderte Struktur der Lunge auf und deren Verwachsung mit dem Zwerchfell. Beurteilung: Nicht OK. Noch ein paar Fragen zur aktuellen Gefahr der Schweinepest. Damit sollte ich es auch geschafft haben.

Die letzte Station 1: Wildtierkunde, Land- und Waldbau und Naturschutz

Hier geht es zügig voran. Kitzrettung, Präparate bestimmen (Rabenvögel für mich, Jippieh), Bäume und Sträucher, Wildschäden und Gegenmaßnahmen benennen, nach knapp 8 Minuten bin ich fertig. Habe nur den Haselnussstrauch nicht erkannt. Kann ich mit leben, die Prüfer scheinbar auch.

Auf dem Weg zurück rekapituliere ich die Prüfung. Alle Kandidaten die in einem Fach durchgefallen sind haben schon die Mitteilung erhalten. Bei mir war noch keiner, also gehe ich mal davon aus, dass ich vielleicht bestanden habe. Aber keine voreiligen Schlüsse. Erst mal ruhig und sicher spielen.

Das Warten bis alle Gruppen durch sind zerrt an den Nerven, die Gespräche mit den anderen zeigen, dass so jeder bei dem einen oder anderen Fach besser oder schlechter war.

Die erlösende Nachricht: 3 Durchfaller heute. Ich bin nicht dabei. Somit bekomme ich tatsächlich mein Prüfungszeugnis. Yeah.

Wir gratulieren uns und sind glücklich.

Ich mach mich gleich auf den Weg zum Fotografen für Passbilder. Ich will ja am Montag den Jagdschein beantragen.

Fazit mündliche Prüfung

Ich bin froh, dass ich die Sache nicht zu locker angegangen bin. Die zwei Tage Urlaub zum Lernen waren die richtige Entscheidung. Ich habe gemerkt, dass ich gutes Wissen zu den einzelnen Bereichen hatte und das auch bei den Prüfern besser ankam, als wenn sie nach richtigen Antworten suchen müssen. Auch die Praxisgespräche während der Ausbildung waren Gold wert. Weil sie eben genau das gemacht haben was sie sollten, kein Buchwissen, sondern Ansichten von Praktikern, die sich einfach so in mein Wissensnetz integriert haben. Ich denke mir dem blossen bestehen der schriftlichen Prüfung ist die mündliche nicht zu schaffen, da hier der praktische Einsatz auch von den Prüfern abgefragt wurde. Ich empfand die Prüfungssituation, je nach Prüfer von feindlich bis extrem entspannt. Die Durchfallquote lag im Schnitt der Statistik.

Dank an meine Ausbilder. Es hat mehr als geholfen und ich fühlte mich sehr gut vorbereitet.

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