Die Macht der Ratingagenturen am Beispiel Griechenlands

Wir erinnern uns, dass die Ratingagentur Moody`s noch kurz vor der Finanzkrise 2008 die Schrottpapiere der Lehman Brothers Bank mit A2 (also mit „Niedriges Risiko“) bewertete. Umso erstaunlicher ist es, dass genau diese Ratingagentur nun einen Staat wie Griechenland kontinuiertlich in den Staatsbankrott rated und niemand fragt sich, ob man einem Unternehmen, welches sich bereits nachgewiesenermaßen als Totalversager in der Risikoeinschätzung erwiesen hat noch vertrauen sollte.

Ich stelle hiermit am Beispiel Griechenlands fest, dass Rating-Agenturen die Macht haben ganze Länder in die Krise zu stürzen und einen Ausverkauf des staatlichen Besitzes zu initiieren. Diese Macht wird ihnen von Politikern verliehen, welche die Zahlen, welche die Ratingagenturen liefern kritiklos akzeptieren und dann kopflose Panikpakte schnüren. Sicherlich gibt es auf Seiten der griechischen Volkswirtschaft eine gehörige Schieflage, allerdings sollten Rettungspakte auf einer vertrauenswürdigen Datenbasis geschnürt werden und nicht als tröpfchenweiser iterativer Vorgang angelegt sein.

Wir sollten uns ebenfalls an die mehr 100 Milliarden Euro erinnern welche wir in einer kurzfristigen Aktion zur Rettung der Hypo Real Estate investiert haben. Einer Bank die das Opfer ihrer eigenen Gier wurde und welche sich auf dem Casino des Kapitalmarktes schlicht und ergreifend verzockt hatte. Und wir erinnern uns, dass es uns nicht gelang bei dieser Bank im Besitz des deutschen Volkes die Auszahlung von Millionen-Bonis für die amtierenden Banker zu unterbinden. Wie soll es uns dann gelingen einen souveränen Staat wie Griechenland dazu zu zwingen seinen kompletten Staatshaushalt nach unseren Vorstellungen zu sanieren? Noch dazu verstehe ich nicht, was um die 135 Milliarden Euro für Griechenland (mit einem deutschen Anteil von ca. 10 Milliarden)  für ein Riesenbrimborium veranstaltet wird, wenn für die sich selbst in den Schlamassel gerittenen Banken mehr als der vierzigfache Betrag im Sonderfonds FinanzmarktstabilisierungSoFFin eingestellt wurde und der deutsche Steuerzahler mit Stand Mai 2011 mehr als 220 Milliarden Euro den Banken zur Verfügung stellt. 10 Milliarden zu 220 Milliarden. Dazu brauche ich kein PISA-Geschädigter zu sein um zukennen, dass das Eine ungleich weniger ist als das Andere. Und noch dazu ist es ungefährlich. Der deutsche Staat kann sich Geld zu sehr viel niedrigeren Zinsen leihen, als das gebeutelte Griechenland. Als Kaufmann erscheint es mir ein gutes Geschäft Geld für maximal 3% Zinsen zu leihen und dann an das herunter bewertete Griechenland für 4% wieder zu verleihen. So verdienen Banken normalerweise das Geld, warum sollten wir alle als Staatsbanker nicht das Gleiche tun?

Allerdings gibt es auch findige Banken mit einem anderen Geschäftskonzept. So waren nach einem Bericht der New York Times Goldman Sachs und andere Banken scheinbar daran beteiligt in den Jahren vor der Finanzkrise die Staatsschulden Griechenlands professionell einzufädeln und dann zu verschleiern. Hier wurde der Grundstein für den griechischen Bankrott gelegt. Ein Bankrott der es internationalen Konzernen ermöglicht zu einem Schnäppchenpreis ihren Anteil am griechischen Markt zu erhöhen, oder erstmals tätig zu werden. Laut einem Bericht der Frankfurter Rundschau werden Telekommunikation, Infrastruktur und Immobilien unter den Privatisierungsprojekten zu finden sein. Und es werden Banken sein, die diese Markterweiterungen finanzieren werden.

Deshalb wünsche ich mir eine unabhängige Einschätzung der Lage in Griechenland und eine Kommission aus führenden Volkswirtschaftlern der EU, welche der griechischen Regierung mit einem langfristigen Hilfspaket eine kontinuierliche und nachhaltige Entwicklung aus eigener Kraft mit Hilfe der anderen Staaten ermöglichen. Schnellschüsse wie eine gerade erlebte Versilberung der staatlichen Kronjuwelen an internationale Konzerne würden damit erfolgreich unterbunden. Die erzeugte Panik und der Keil zwischen Zahlern und Empfängern in Europa würden nicht weiter getrieben werden und der europäische Gedanke könnte in „Guten wie in Schlechten Zeiten“ seine Tragfähigkeit zeigen.

Kurt O. Wörl beleuchtet hier sehr schön die Möglichkeiten einer Sanierung Griechenlands.

Just my 2 cents

Thor(sten)

 

2 thoughts on “Die Macht der Ratingagenturen am Beispiel Griechenlands

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